DOMSCHATZ MINDEN Christliche Kunstschätze aus elf Jahrhunderten entdecken Heute geöffnet: 10:00 Uhr bis 12:30 Uhr • 14:00 Uhr bis 16:30 Uhr •
DOMSCHATZ MINDEN - Beschreibung
Minden war von 799 bis 1648 ein zeitweise bedeutsames Bistum in Deutschland mit einigen großen Bischöfen, die nachhaltige pastorale, liturgische und künstlerische Akzente gesetzt haben. Sie alle haben über bischöfliche Insignien verfügt, die leider nicht erhalten sind. Seit 1990 aber hat der Domschatz Minden wieder Insignien, die der Paderborner Weihbischof Dr. Paul Nordhues (gestorben 2004), der mit der Mindener Domgemeinde eng verbunden war, ihr vermacht hat. Zu ihnen ist auch sein bischöfliches Wappen mit seinem Wahlspruch "suscipe - nimm hin" zu zählen. Ein Teil dieser Ausstattung wird in dieser Sonderausstellung präsentiert.
Die Pontifikalausstattung eines Bischofs war früher sehr aufwendig; heute ist auch in der liturgischen Kleidung vieles einfacher und schlichter geworden. Da durch die Bischofsweihe die Fülle des Weihesakramentes übertragen wird, sind in ihr auch die Diakonen- und Priesterweihe enthalten; beide verfügen über eigene liturgische Gewänder, die früher vom Bischof bei Pontifikalhandlungen mitgetragen wurden. Auch der Bischof trägt bei der Eucharistiefeier ein Messgewand oder einen Chormantel, von denen zwei sich in der Schatzkammer befinden. Beide wurden 1961 von der Paderborner Künstlerin Edith Ostendorf (gestorben 1985) für Bischof Nordhues erstellt.
Sowohl der weiße (Inv. Nr. 127) als auch der violette Chormantel (Inv. Nr. 128) bestehen aus Seide und Kunstseide und sind mit Goldfäden besetzt. Während der violette Chormantel mit sechs Feldern auf der Vorderseite schlichter gestaltet ist, enthält der andere ornamentale Stickereien von stilisierten Pfauenrädern, die einen Lebensbaum flankieren. Beide Chormäntel werden jeweils von Pluvialschließen zusammengehalten.
Bischof Nordhues hat ein Brustkreuz (Inv. Nr. 143) getragen, das Hildegard Domizlaff (Köln) 1958/59 geschaffen hat. Nordhues hatte es von seinem Vorgänger Weihbischof Dr. Wilhelm Tuschen (gestorben 1961) übernommen. Die in Gold gefasste Vorderseite enthält in der Mitte eine Darstellung der "Majestas domini". Christus thront auf einem Regenbogen; die rechte Hand ist erhoben, in der linken hält er das Buch. In den Kreuzarmen und Zwikkeln sind acht Edelsteine eingefügt. Oben ist eine Öse zur Befestigung der Silberkette angebracht. Auf der Rückseite befindet sich ein Flachrelief aus Elfenbein, das in Anlehnung an den reichen Fischfang (Joh 21,6) ein Netz mit Fischen enthält. Darin eingefügt ist der Wahlspruch von Bischof Tuschen: "Pro Christo legatione fungimur - wir wirken an Christi Statt" (2 Kor 5,20). In der Mitte enthält das Pektorale eine Reliquie des hI. Liborius, des Paderborner Bistumspatrons.
Bischof Nordhues hat außerdem der Schatzkammer seine beiden wertvollen, aber ganz unterschiedlichen Bischofsringe geschenkt; der eine, der in der Darstellung eines Fisches die Aufschrift YCHTHYS trägt, stammt von Hildegard Domizlaff (Inv. Nr.126), der andere ist der Konzilsring (Inv. Nr. 125), den alle Teilnehmer des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) von Papst Paul VI. erhalten haben. Auf dem schlichten Ring sind vorne unter einem Kreuz Christus zwischen den Aposteln Petrus und Paulus abgebildet. Innen ist das Wappen Pauls Vl. eingraviert.
Von den weiteren Insignien, die Bischof Nordhues 30 Jahre lang getragen oder verwandt hat, befinden sich in der Schatzkammer der Pileolus (rotes Käppchen aus Kunstseide, Inv. Nr. 130), ein weiteres Paar Bischofshandschuhe (von E. Ostendorf, Inv. Nr. 131), ein altes Taufgerät aus Zinn mit Kanne und Becken (aus dem Jahre 1816, Inv. Nr. 136), das auch häufig beim Gottesdienst zur Handwaschung benutzt wurde, ferner zwei Gefäße aus Silber für Chrisam und Salz mit dem Wappen des Bischofs Ledebur (1825-1841, Inv. Nr. ?) für die Firmung, ein Krankenölgefäß aus Silber mit dem Wappen der Familie Wolff-Metternich (vermutlich aus dem Besitz des Paderborner Bischofs Franz Arnold 1704-1718), ein silberner Digitus (Zeigestab), ein silberner Handleuchter (1950) und eine weiße Stola.